Wegweisersteine in Barsikow

Wegweiser sind Objekte, die die Richtung und manchmal auch die Entfernung zu Orten zeigen. Vor über 200 Jahren wurden sie meistens aus Holz hergestellt, später wurden sie bevorzugt aus Stein gemacht. Letztere nennen wir Wegweisersteine. 

 

Wegweiserstein "Rohrlack" vor der Restaurierung
Die Beschriftung "Rohrlack ist kaum noch erkennbar

In Barsikow sind zwei Wegweisersteine bekannt, die hier wahrscheinlich schon seit ca. 200 Jahren stehen. Ein Wegweiserstein mit Beschriftung „Rohrlack“ steht an der Rohrlacker Straße (Kreuzung mit dem Pilgerweg nach Metzelthin) und ein zweiter Wegweiser „Nakel/Segeletz“ muss auf der Kreuzung der Dorfstraße mit dem Plattenweg nach Segeletz gestanden haben.

Der Wegweiserstein „Rohrlack“ mit einer Gesamtlänge von 1.80 m zeigt den Weg nach Rohrlack an mit einem Pfeil. Dieser Text und der Pfeil waren durch Verwitterung im Laufe der Jahre kaum noch leserlich, so dass man die Funktion des Steines nur noch erraten konnte.

Ein zweiter Stein wurde 2007 liegend neben der Treppe zum Hof des ehemaligen Schulgebäudes auf dem Dorfanger vom Bewohner Helmut Menzel aufgefunden. Der Stein wurde vermutlich mal von einem der Bewohner dieses Hauses auf das Grundstück verbracht. Sowohl der Name Nackel (noch historisch geschrieben als „Nakel“) als auch der Name Segeletz stehen auf dem Stein (an unterschiedlichen Seiten), jeweils mit einem Pfeil versehen. Auf der Rückseite stand, kaum leserlich, „Ganzer“. Dieser Text wurde erst bei der Restaurierung nach der Reinigung festgestellt.

Beschriftung "Nakel" vor der Restaurierung mit gefedertem Pfeil nach links (Foto: Rolf Zimmermann, Oktober 2020)
Beschriftung "Segeletz" vor der Restaurierung mit gefedertem Pfeil nach rechts (Foto: Rolf Zimmermann, Oktober 2020)

Als dieser Stein von Helmut Menzel dem Ortsvorsteher übertragen wurde, entstand die Idee, die beiden historischen Steine von der Forschungsgruppe Meilensteine begutachten zu lassen. Mit der Forschungsgruppe besteht schon ein ständiger Austausch durch die in Barsikow vorhandenen historischen Meilensteine.

Es stellte sich heraus, dass die beiden Steine zwar nicht den gleichen Seltenheitswert haben wie die Barsikower Meilensteine aber trotzdem historisch sehr interessant sind. Nach der Einteilung der Kulturdenkmäler handelt es sich hierbei um Kleindenkmale, genauer gesagt, um Denkmale der Verkehrsgeschichte.

In dieser Hinsicht sind sie in der Funktion auch verwandt mit den Meilensteinen: all diese Steine dienten dazu, die Orientierung bei Reisen auf dem Land zu unterstützen, sei es durch Entfernungsangaben (Meilensteine), sei es durch Richtungsangaben (Meilensteine und Wegweisersteine). Außerdem stellen das benutzte Material (Sandstein oder Granit) und das Alter (s. unten) eine weitere Verwandtschaft dar.

Hier soll "Ganzer" gestanden haben (Foto: Rolf Zimmermann, November 2020)

Der Zeitpunkt der Herstellung und Erstinstallation ist momentan noch schwer festzustellen. Es ist wohl beschrieben, dass nach dem dreißigjährigen Krieg (1648) in Brandenburg und später im Königreich Preußen zur Unterstützung von Reisenden Wegweiser an Kreuzungen aufgestellt wurden. Diese Wegweiser bestanden meistens aus einem Stamm, an dem nachgebildete menschliche Arme angebracht waren, auf denen der Name des Zielortes stand. Die Hand zeigte mit dem Zeigefinger den Weg an. 1701 wurde dokumentiert, dass diese Wegweiser oft beschädigt wurden. Dieses wurde in einem königlichen Patent gerügt. Die Anwohner stahlen anscheinend das Holz. Auch die Verwendung von Stein schützte die Wegweiser nur bedingt, denn in diesem Fall nutzten die Bauern die Steine, um ihre Feldgeräte daran zu schärfen, wie es 1701 bereits für Meilensteine beklagt wurde.
1820 hat die königlich preußische Regierung festgestellt, dass ihre Anordnungen von 1816 und 1817 zur Errichtung und Instandhaltung von Wegweisern schlecht befolgt wurden. Obwohl das vorliegende Dokument (3) aus Merseburg stammt, ist anzunehmen, dass ähnliche Maßnahmen im ganzen preußischen Reich getroffen wurden. Letztlich waren es Anordnungen des preussischen Königs, der nach positiven Erfahrungen auf einer Reise durch Pommern angeblich die Vorteile einer guten Beschilderung genossen hatte. Es wurde 1820 noch freigestellt, die Wegweiser aus Holz oder aus Stein herzustellen. Allerdings wurde wohl insbesondere in holzarmen Gegenden empfohlen, steinerne Wegweiser zu errichten, weil das Holz teuer war und oft gestohlen wurde. Wir nehmen an, dass in dieser Welle der Erneuerung der Wegweiser auch die Barsikower Wegweisersteine hergestellt worden sind. Damit wären sie jetzt ca. 200 Jahre alt und ähnlich alt wie die Barsikower Meilensteine (von ca. 1828).

Mit Hinblick auf ihre historische Bedeutung hat der Dorfverein ,Barsikow e.V.‘ beschlossen, diese Wegweisersteine restaurieren zu lassen und dafür Fördergelder zu beantragen. Die Restaurierung und Auswahl des Restaurators wurde von der Forschungsgruppe Meilensteine in der Person von Herrn Rolf Zimmermann begleitet.

Restaurierung der Beschriftung

Restaurierte Beschriftung "Nakel"

Die Restaurierung der Beschriftung wurde Ende 2020 ausgeführt vom Steinmetz und Dipl. Restaurator Konrad Simon in Berlin in Zusammenarbeit mit der Steinmetzfirma NAM aus Berlin unter Leitung des Steinmetzes und Steinbildhauers Daniel Friedrich. Dabei wurden die Buchstaben und die Pfeile der Orts- und Richtungsangaben restauriert und die Zeichen nachgearbeitet und farblich gefasst. Die Kosten dieser Restaurierung betrugen ca. 1000 Euro und wurden vom Landkreis OPR im Rahmen einer Projektförderung übernommen.
Beim zweiten Wegweiserstein („Nakel/Segeletz“) wurde vom Restaurator festgestellt, dass auf der Rückseite der Name „Ganzer“ drauf stand. Auch diese Buchstaben sind dann restauriert worden. Weil das nicht im Budget für das Landkreisprojekt vorgesehen war, wurden diese Kosten von der Gemeinde Wusterhausen übernommen.

Länge der Wegweisersteine

Der Wegweiserstein „Rohrlack“ hat eine gesamte Länge von 180 cm und ragt 160 cm aus der Erde. Damit war die Schrift „auf Augenhöhe“. Die etwas größere Breite des Sockels deutet darauf hin, das der Stein wohl noch immer auf der ursprünglichen Länge ist. Es ist anzunehmen, dass die verschiedenen Wegweisersteine im Dorf zugleich erstellt wurden und einen ähnlichen Entwurf hatten.

Ein Wegweiserstein in Metzelthin ist vom Steinmetz Manfred Sährig im Zeitraum 2010-2012 restauriert worden. Dieser Stein ragte vor der Restaurierung auch ca. 160 cm aus der Erde. Bei der Restaurierung ist er verlängert, bzw. ein Teil des Steines ersetzt worden. Es ist nicht bekannt, warum – möglicherweise ist der Stein beim Transport gebrochen. Die Verlängerung ist mit dem selben Material ausgeführt wie der ursprüngliche Stein. Die Verlängerung ist noch gut sichtbar durch den Unterschied in Verwitterung der verschiedenen Stücke.

Der Wegweiserstein „Nakel/Segeletz“ war, als er aufgefunden wurde, mit 80 cm sehr kurz und wahrscheinlich im Laufe der Geschichte mal gebrochen – möglicherweise bei einem Verkehrsunfall auf der Kreuzung. Dieses wird öfters über solche Steine berichtet. Die Unterseite zeigt auch eine unregelmäßige Bruchfläche. Es wurde beschlossen, den Stein in einer zweiten Phase der Restaurierung vom Steinmetz Konrad Simon wieder auf die gleiche Länge bringen zu lassen wie den Nachbarn „Rohrlack“ und den Metzelthiner Stein. Er sollte damit nach der Restaurierung wieder 160 cm aus der Erde ragen. Der Landkreis OPR hat auch diese zweite Phase der Restaurierung mit Kosten von um die 1000 Euro im Rahmen einer Projektförderung übernommen.

Wegweiserstein in Metzelthin (September 2017)
Die beiden restaurierten Wegweisersteine in der Lagerhalle (September 2021)

Weitere Beschädigungen

Wir haben Wert darauf gelegt, weitere Beschädigungen der Steine nicht weg zu restaurieren. So ist beim „Rohrlacker“ Stein gut sichtbar, dass der Stein in der Vergangenheit benutzt wurde, um eine Sense zu schleifen – wie das auch bei Meilensteinen damals bemängelt wurde (2). Das ist ein interessanter Teil der Geschichte des Steines, der unbedingt erhalten werden musste.

Platzierung der Steine

Aufstellung des "Nakel/Segeletz" Wegweisersteines am Feuerwehrgebäude (Foto: Jens Goldberg, September 2022)

Am 21.09.2022 hat eine Mannschaft bestehend aus Thomas Kiesel, in dessen Halle die Steine gelagert wurden, Frank Schulz, Hartmut Feller, Jens Goldberg und Wolfgang Heik die Steine fast 2 Jahre, nachdem sie zur Restaurierung entfernt wurden, wieder aufgestellt.
Der „Rohrlacker“ Stein ist wieder da aufgestellt, wo er mal stand und auch hingehört. Beim „Nakel/Segeletz“ Stein war das schwieriger. Aus der Position der Beschriftung und der Pfeile müsste man die Schlussfolgerung ziehen, dass er an der südöstlichen Ecke der Kreuzung Dorfstraße / Segeletzer Weg gestanden hat.

Aufstellung des "Rohrlack" Wegweisersteines (Foto: Jens Goldberg, September 2022)

An der Ecke steht allerdings ein Trafohäuschen und entsprechend laufen gerade da sehr viele Kabel und andere Leitungen, die nicht überbaut werden dürfen. Als Kompromiss wurde der Stein nun an der nordöstlichen Ecke platziert, wo die Pfeilrichtungen noch immer stimmen, aber die Beschilderung nach „Nakel“ eher von der Rohrlacker Straße als von der Dorfstraße sichtbar ist. Der Standort hat auch den Vorteil, dass der Stein voll in der Sonne steht, so dass einem Moosbewuchs entgegen getreten wird.

Die Beschriftung „Ganzer“ stammt aus einer Zeit, als der Pilgerweg nach Metzelthin auch ein direkter Weg nach Ganzer war. Das ist heute nicht mehr der Fall. Dieser Weg wurde übrigens in der Chronik von Schinkel von 1882 der „grüne Weg“ (nach Ganzer) genannt (Gottlieb Wilhelm Schinkel: „Nachrichten über Barsikow“, Neu-Ruppin, Druck von G. Buchbinder (1882). Kapitel 4, erster Absatz und Kapitel 7, 8. Absatz.). Der Weg nach Ganzer läuft heute über die Rohrlacker Straße. Der Pfeil auf dem Stein kann heute auch in diese Richtung interpretiert werden. So passt alles nun doch wieder.

Die Wegweisersteine werden nun in einen Dorfrundgang „Meilensteinenpark“ aufgenommen, der vom Wegemuseum Wusterhausen und vom Dorfverein ‚Barsikow e.V.‘ entwickelt wird und der die Barsikower Meilensteine als Hauptmotiv haben wird. Die „verwandten“ Wegweisersteine passen gut zur Barsikower Steinesammlung.

Der Wegweiserstein, der die Wege nach "Nakel", Segeletz und Ganzer anzeigt.
Der Wegweiserstein, der den Weg nach Rohrlack anzeigt.